Vorweg: ich hoffe das Thema ist erfassbar, weil es natürlich einen Unterschied zwischen Buch und Hörspiel gibt (allein schon weil einer der Autoren für die Umsetzung aller zuständig ist) und weil ich immer viele Fragen auf einmal hab- höchst unpädagogisch!
Nachdem ich mich heute total bei der Zuordnung eines Autoren zu einem Hörspiel vertan habe und mir eine Episode aus Rodenwalds tollem Dreifragezeichen- Rundumschlags in den Sinn kam, manifestierte sich mir der Gedanke, welche Schwerpunkte, Besonderheiten oder Eigenarten in der Ausgestaltung der Fälle der drei ??? für den Leser oder Hörer erkennbar sind. Dabei denke ich an ausführliche Ortsbeschreibungen (Erlhoff) oder politisch- gesellschaftlichen Fokus (Henkel- Waidhofer) oder was eben euch noch in den Sinn kommt. Vielleicht haben die Leseratten Beobachtungen zum Schreibstil, Charakterentwicklung oder Ähnlichem.
Die Autoren und ihre Handschrift
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Re: Die Autoren und ihre Handschrift
Woohoo, wieviel willst du?
Okay, ich habe das mittlerweile schon so oft gemacht und dabei halbe Enzyklopädien geschrieben... diesmal einfacher. Ich schmeiße erstmal ein paar Stichpunkte in den Raum. Was den Schreibstil angeht, ist das eigentlich nochmal eine ganz eigene Diskussion für sich, aber hier erstmal Inhaltliches, kann gerne ergänzt werden:
Kari Erlhoff:
- lehnt sich gerne an Actionfilme an
- mag rabiate Handlungen mit entsprechenden Tropen (Autoverfolgungsjagd, Schießerei, etc.)
- benutzt "starke" Frauenfiguren (im Sinne von "männlich")
- will ein komplettes Bild von Rocky Beach erzeugen und verknüpft gerne Altes und Neues (nicht immer gelungen)
- findet Nostalgie und die 80er "muffig" und stellt diese auch mitunter so dar
- hat, wie Marx, offenbar das Gefühl, dass etwas "fehlt", wenn es nicht über eine Grenze hinausgeht
- schreibt ihre besten Bücher (wie Marx), wenn genau das NICHT passiert (imho)
André Marx:
- führt Figuren gerne über ihre psychologischen Grenzen hinaus und lässt sie dann dort unerlöst "verhungern"
- hat einen Hang zu Familiendramen, stets mit ordentlich Pathos
- das Thema Drogen kommt in vielen Fällen auf die eine oder andere Weise vor
- "Entwicklungen" führen in der Regel zum Schlechten und verharren dort regungslos
- benutzt oft "eiskalte Frauenfiguren"
- relativiert gerne schlechte Taten mit noch schlechteren Taten anderer / betreibt es häufig, moralische Ansichten zu untergraben
- stellt oft Bezüge zur Klassikern her, um diese dann möglichst umzudeuten bzw. ihnen seine eigene Handschrift aufzudrücken
- kann mit dem Konzept "Held/Schurke" in Kinderbüchern nichts anfangen
André Minninger:
- bedient sich gerne bei Tropen aus Psychothrillern
- verarbeitet komplexe psychologische Probleme in den Büchern / imho leider nicht auf adäquate Weise und oft auch trashig
- mag geschmackliche Grenzüberschreitungen
- hat bei Hitchcock-Bezügen ab und zu ein gutes Händchen
Ben Nevis:
- benutzt oft trashige oder Fan-Fiction-artige Ideen / (FF im Sinne von "beliebte Versatzstücke")
- die Bücher wirken teils seltsam uneinheitlich, so als könnten sie von verschiedenen Leuten sein
Hendrik Buchna:
- schreibt mitunter gute und DDF-gerechte Fälle
- ist auch von Thrillern inspiriert
- neigt leider ab und an zu starker, trashiger Übertreibung
- verleiht den Büchern eine Selbstironie, die leider manchmal ihrer Glaubwürdigkeit schadet
- mag ebenfalls Hitchcock-Anleihen
Evelyn Boyd:
- kommt unter anderem aus der Richtung Beziehungsroman, was manchmal durchscheint
- hat ein sehr gutes Händchen für gelungene Charakterzeichnungen, auch von bekannten Figuren
- kann schlüssige Plots entwerfen, die keine Verwirrungen beinhalten
- ist in der "realistischen" Ausprägung mehr zu Hause als in der "phantastischen" (gemessen an DDF bzgl. Thema Geister usw.)
Christoph Dittert:
- fand seine Bücher oft nichtssagend, habe nicht viele davon gelesen
Katharina Fischer:
- hatte ebenfalls einen Hang zu Action und Thrillern
- hat dabei ebenfalls psychologische Betrachtungen eingebaut, allerdings ziemlich gelungen
- hat in zwei Büchern einen ähnlichen Plot verwendet, aber beide waren recht gut
- hat ebenfalls manchmal den Humor über die Glaubwürdigkeit gestellt
BJHW:
- hat alles oft im Maßstab sehr auf das Häusliche verkleinert
- arbeitete mit erhobenem Zeigefinger bzgl. politischer, sozialer, ökologischer Themen
- hatte kein gutes Händchen für nachvollziehbare und stringente Krimi-Plots
- hat generell die weiblichen Figuren stärker eingebracht, oft gelungen, aber mit ein paar Ausreißern nach ganz unten
- hat einige gute Ideen eingebracht (Europareise, Geisterstadt)
- konnte durchaus Atmosphäre erzeugen
- mochte Landschaftsbeschreibungen
- hat ein einheitliches Bild der Serie präsentiert, wenn auch ihr spezielles eigenes
Puh, ich höre erstmal auf, die Klassikerautoren kommen später
Okay, ich habe das mittlerweile schon so oft gemacht und dabei halbe Enzyklopädien geschrieben... diesmal einfacher. Ich schmeiße erstmal ein paar Stichpunkte in den Raum. Was den Schreibstil angeht, ist das eigentlich nochmal eine ganz eigene Diskussion für sich, aber hier erstmal Inhaltliches, kann gerne ergänzt werden:
Kari Erlhoff:
- lehnt sich gerne an Actionfilme an
- mag rabiate Handlungen mit entsprechenden Tropen (Autoverfolgungsjagd, Schießerei, etc.)
- benutzt "starke" Frauenfiguren (im Sinne von "männlich")
- will ein komplettes Bild von Rocky Beach erzeugen und verknüpft gerne Altes und Neues (nicht immer gelungen)
- findet Nostalgie und die 80er "muffig" und stellt diese auch mitunter so dar
- hat, wie Marx, offenbar das Gefühl, dass etwas "fehlt", wenn es nicht über eine Grenze hinausgeht
- schreibt ihre besten Bücher (wie Marx), wenn genau das NICHT passiert (imho)
André Marx:
- führt Figuren gerne über ihre psychologischen Grenzen hinaus und lässt sie dann dort unerlöst "verhungern"
- hat einen Hang zu Familiendramen, stets mit ordentlich Pathos
- das Thema Drogen kommt in vielen Fällen auf die eine oder andere Weise vor
- "Entwicklungen" führen in der Regel zum Schlechten und verharren dort regungslos
- benutzt oft "eiskalte Frauenfiguren"
- relativiert gerne schlechte Taten mit noch schlechteren Taten anderer / betreibt es häufig, moralische Ansichten zu untergraben
- stellt oft Bezüge zur Klassikern her, um diese dann möglichst umzudeuten bzw. ihnen seine eigene Handschrift aufzudrücken
- kann mit dem Konzept "Held/Schurke" in Kinderbüchern nichts anfangen
André Minninger:
- bedient sich gerne bei Tropen aus Psychothrillern
- verarbeitet komplexe psychologische Probleme in den Büchern / imho leider nicht auf adäquate Weise und oft auch trashig
- mag geschmackliche Grenzüberschreitungen
- hat bei Hitchcock-Bezügen ab und zu ein gutes Händchen
Ben Nevis:
- benutzt oft trashige oder Fan-Fiction-artige Ideen / (FF im Sinne von "beliebte Versatzstücke")
- die Bücher wirken teils seltsam uneinheitlich, so als könnten sie von verschiedenen Leuten sein
Hendrik Buchna:
- schreibt mitunter gute und DDF-gerechte Fälle
- ist auch von Thrillern inspiriert
- neigt leider ab und an zu starker, trashiger Übertreibung
- verleiht den Büchern eine Selbstironie, die leider manchmal ihrer Glaubwürdigkeit schadet
- mag ebenfalls Hitchcock-Anleihen
Evelyn Boyd:
- kommt unter anderem aus der Richtung Beziehungsroman, was manchmal durchscheint
- hat ein sehr gutes Händchen für gelungene Charakterzeichnungen, auch von bekannten Figuren
- kann schlüssige Plots entwerfen, die keine Verwirrungen beinhalten
- ist in der "realistischen" Ausprägung mehr zu Hause als in der "phantastischen" (gemessen an DDF bzgl. Thema Geister usw.)
Christoph Dittert:
- fand seine Bücher oft nichtssagend, habe nicht viele davon gelesen
Katharina Fischer:
- hatte ebenfalls einen Hang zu Action und Thrillern
- hat dabei ebenfalls psychologische Betrachtungen eingebaut, allerdings ziemlich gelungen
- hat in zwei Büchern einen ähnlichen Plot verwendet, aber beide waren recht gut
- hat ebenfalls manchmal den Humor über die Glaubwürdigkeit gestellt
BJHW:
- hat alles oft im Maßstab sehr auf das Häusliche verkleinert
- arbeitete mit erhobenem Zeigefinger bzgl. politischer, sozialer, ökologischer Themen
- hatte kein gutes Händchen für nachvollziehbare und stringente Krimi-Plots
- hat generell die weiblichen Figuren stärker eingebracht, oft gelungen, aber mit ein paar Ausreißern nach ganz unten
- hat einige gute Ideen eingebracht (Europareise, Geisterstadt)
- konnte durchaus Atmosphäre erzeugen
- mochte Landschaftsbeschreibungen
- hat ein einheitliches Bild der Serie präsentiert, wenn auch ihr spezielles eigenes
Puh, ich höre erstmal auf, die Klassikerautoren kommen später
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Re: Die Autoren und ihre Handschrift
Na denn:
Robert Arthur:
- befasste sich mit den Themen irrationale Angst und rationale Lösungsstrategien
- legte Wert auf das vierte Fragezeichen, meist ein Junge aus einem anderen Kulturkreis, der irgendwie benachteiligt wurde
- hatte eine Vorliebe für skurrile Charaktere, oft hollywoodtypisch, und auch für "Gauner" die andere Leute mit Rätseln in den Wahnsinn treiben
- auffallend häufig geht es um Figuren, die sozusagen gerade gestorben sind / das Thema Tod kommt auch vor allem im letzten Buch, sprechender Totenkopf, prominent vor
- hat gerne mit der Exotik fremder Orte gerabeitet
- hat sowohl Geister als auch Rätsel und Abenteuer in der Serie etabliert, also alle Grundarten von Folgen
- hat mit Hugenay früh einen wieder auftauchenden Charakter eingeführt (ob mit Plänen für die Zukunft bleibt ungewiss)
William Arden:
- kam aus dem Krimi-Bereich und verarbeitete auch Abenteuer-Stoffe bei DDF
- hatte ein Interesse an (kalifornischer) Geschichte
- hatte einen Bezug zu mexikanisch-stämmigen Menschen und verwendete sie häufiger als Figuren sowie ihre Kultur als Aspekt des Falls
- legte Wert auf Schilderung sozialer Fragen und Zustände
- setzte Rocky Beach mit Santa Barbara gleich (hoher Anteil an Latinos)
- baute viele zeitgeistige und lokale Referenzen ein (Ölbohrplattformen und Aktivismus, Erlebnisse aus eigener Hand)
- die Fälle wirkten wohl am "amerikanischsten" in der Serie, imho
M.V. Carey:
- hatte ein Interesse an esoterischen Themen und verwendete auch teils echte übernatürliche Aspekte in den Fällen
- legte großen Wert auf Charakterzeichnung (und ist in puncto einprägsame Figuren in der Serie unübertroffen, imho)
- ihre Fälle haben mitunter auch mal recht heftige Aspekte
- hat mit Allie eine wiederkehrende Figur als viertes Fragezeichen eingeführt, die ein bisschen eine Spiegelung ihrer selbst war
- ließ als erste eine Figur "vor laufender Kamera" sterben
Nick West:
- schrieb solide Fälle, die teils sehr stark an Robert Arthur angelehnt waren (Gespensterschloss/Drache)
- ähnelte stilistisch aber eher Arden
Marc Brandel:
- war mit Patricia Highsmith verheiratet
- schrieb auch häufiger über dominante Frauenfiguren oder problembeladene Männer / Fälle latent psychologisch ausgerichtet
- hat mit dem gestohlenen Preis die beste Justus-Charakter-Folge geschrieben (Buch)
- war aber auch für Abenteuerfolgen und USA-Feeling zu haben
So, jetzt erstmal andere
Robert Arthur:
- befasste sich mit den Themen irrationale Angst und rationale Lösungsstrategien
- legte Wert auf das vierte Fragezeichen, meist ein Junge aus einem anderen Kulturkreis, der irgendwie benachteiligt wurde
- hatte eine Vorliebe für skurrile Charaktere, oft hollywoodtypisch, und auch für "Gauner" die andere Leute mit Rätseln in den Wahnsinn treiben
- auffallend häufig geht es um Figuren, die sozusagen gerade gestorben sind / das Thema Tod kommt auch vor allem im letzten Buch, sprechender Totenkopf, prominent vor
- hat gerne mit der Exotik fremder Orte gerabeitet
- hat sowohl Geister als auch Rätsel und Abenteuer in der Serie etabliert, also alle Grundarten von Folgen
- hat mit Hugenay früh einen wieder auftauchenden Charakter eingeführt (ob mit Plänen für die Zukunft bleibt ungewiss)
William Arden:
- kam aus dem Krimi-Bereich und verarbeitete auch Abenteuer-Stoffe bei DDF
- hatte ein Interesse an (kalifornischer) Geschichte
- hatte einen Bezug zu mexikanisch-stämmigen Menschen und verwendete sie häufiger als Figuren sowie ihre Kultur als Aspekt des Falls
- legte Wert auf Schilderung sozialer Fragen und Zustände
- setzte Rocky Beach mit Santa Barbara gleich (hoher Anteil an Latinos)
- baute viele zeitgeistige und lokale Referenzen ein (Ölbohrplattformen und Aktivismus, Erlebnisse aus eigener Hand)
- die Fälle wirkten wohl am "amerikanischsten" in der Serie, imho
M.V. Carey:
- hatte ein Interesse an esoterischen Themen und verwendete auch teils echte übernatürliche Aspekte in den Fällen
- legte großen Wert auf Charakterzeichnung (und ist in puncto einprägsame Figuren in der Serie unübertroffen, imho)
- ihre Fälle haben mitunter auch mal recht heftige Aspekte
- hat mit Allie eine wiederkehrende Figur als viertes Fragezeichen eingeführt, die ein bisschen eine Spiegelung ihrer selbst war
- ließ als erste eine Figur "vor laufender Kamera" sterben
Nick West:
- schrieb solide Fälle, die teils sehr stark an Robert Arthur angelehnt waren (Gespensterschloss/Drache)
- ähnelte stilistisch aber eher Arden
Marc Brandel:
- war mit Patricia Highsmith verheiratet
- schrieb auch häufiger über dominante Frauenfiguren oder problembeladene Männer / Fälle latent psychologisch ausgerichtet
- hat mit dem gestohlenen Preis die beste Justus-Charakter-Folge geschrieben (Buch)
- war aber auch für Abenteuerfolgen und USA-Feeling zu haben
So, jetzt erstmal andere