Na denn mal los!
Also erstmal mache ich mich direkt unbeliebt: Es gibt Jungsserien und es gibt Mädchenserien. (Ja, das war lange Zeit einfach Standard und auch wenn das heute vielleicht nicht mehr so gemacht wird: es GIBT diese Serien weiterhin). Das liegt an den unterschiedlichen Interessen von Jungs und Mädchen und zwar PAUSCHAL gesehen. Natürlich kann das im Einzelfall immer abweichen; es haben früher auch Mädchen Jungshörspiele gehört und Jungs Mädchenhörspiele (es soll sogar ab und zu Hanni und Nanni in meinen Kassettenrekorder gewandert sein

). Aber das generelle Konzept war dann durchaus in die eine oder in die andere Richtung geplant. Man macht es sich also zu einfach, wenn man nur z.B. die geringe Anzahl an weiblichen Nebencharakteren als viertes Fragezeichen in den ältesten Folgen bemängelt, das hatte durchaus seinen Grund. Natürlich kann man das heute anders sehen; aber WENN man das kritisiert, dann wohl besser in der gesamtgesellschaftlichen Betrachtung, was also wenig mit DDF als Serie zu tun hätte. Darüberhinaus ist der Wunsch nach mehr weiblichen Nebencharakteren HEUTE natürlich legitim. Aber auch dafür müsste man nicht unterschiedliche Interessensschwerpunkte von Jungs und Mädchen KOMPLETT unterdrücken oder abschaffen, imho. Aber das ist ja im Grunde ein anderes Thema. Ich wollte nur sagen: Folgen aus den 60ern nach heutigen Maßstäben zu messen, ist imho nicht zielführend. (Schon gar nicht Fünf-Freunde-Bücher aus den 50ern!).
Jetzt wieder zurück zum Aktuellen. Da kann ich die Aussage von Stielke zu 100% unterschreiben:
Stielke hat geschrieben: Mi 17. Jul 2024, 10:35
Es ist wichtig, dass weibliche Charaktere genauso gut geschrieben sind wie männliche und dass sie zur Tiefe und Komplexität der Geschichte beitragen. Schlechte Charaktere, unabhängig vom Geschlecht, können die Geschichte flach und uninteressant machen.
Genau. Gut geschriebene weibliche Neben- oder Hauptfiguren machen eine Folge besser und gehören einfach dazu. (Es ist ja auch nicht so, dass in den Klassikern 0.0% Frauen vorkämen).
Was aber nicht heißt, und hier habe ich wohl eine abweichende Sichtweise, dass ein weiblicher Charakter auf Teufel komm raus ständig irgendwie "Stärke" beweisen muss, um auch ja mithalten oder gar das Geschehen dominieren zu können. Ein guter weiblicher Charakter ist imho einfach "dabei", so wie jeder andere Charakter auch; nicht mehr und nicht weniger. Entsprechend der Rolle böse oder gut, aktiver oder passiver, aber nicht ständig nur darauf reduziert, ihr ganzes Geschlecht vertreten zu müssen. (Seht her, ich bin ein MÄDCHEN und ich bin viel klüger als alle Jungs!

) Und leider ist es so, dass viele der neueren weiblichen Nebenfiguren bei DDF genau das und NUR das sein sollen, weshalb auch keine davon irgendwie funktioniert oder hängen bleibt.
Also die alte Lesley Dimple: Klug, nett, zugänglich, nicht ständig kompetitiv, eine angenehme Gesellschaft und trägt trotzdem was zum Fall bei, ohne gleich Justus in seiner eigenen Serie vom Thron stoßen zu müssen. Super

Bester Serienbeitrag von Katharina Fischer. Lesley hat irgendwie kein übergroßes Ego (vor Höhenangst) und kommt trotzdem selbtbewusst rüber.
Lisa Logan: Eine absolut nerdige und nervige junge Dame, die komplett in ihrem eigenen Film lebt... wer kann die NICHT gut finden?
Und dann kommt das Thema natürlich auf Allie und Jelena. Also der Satz:
danielcc hat geschrieben: Mi 17. Jul 2024, 11:15
(wobei Jelena ja praktisch nichts anderes ist als eine späte Allie)
Alda, wo sind meine Baldriantropfen!
Nein, in einem gewissen Sinne stimmt das fast. Beide wollen sich beweisen, legen sich mit Justus an und nehmen die Dinge selbst in die Hand. Soweit, so gut. Wäre das alles, dann wäre Jelena mehr als nur ein kleines bisschen Allie und Allie mehr als nur ein kleines bisschen Jelena. Der Unterschied liegt unter anderem in dem Grad der Ausprägung. Allie ist vorlaut (als sie vom Pferd geworfen wird, sogar frech), aber Jelena ist giftig und verletzend. Allie taut relativ schnell auf und ist spätestens in der Silbermine sogar nett und zugänglich. Jelena... *hüstel*... nicht

Allie arbeitet konstruktiv mit den anderen zusammen. Jelena bleibt sich immer selbst die nächste. Der Rollstuhl ist auch ganz egal und keine Rechtfertigung für schlechtes Benehmen. Meine Meinung. Jelena ist mir einfach zu fies. Okay, wenn man Jelena und Allie wirklich auf eine Stufe stellt, dann ist es aber wohl verständlich, dass man mit Jelena was anfangen kann. Irgendwie
Also, was wären meine Kriterien? Was DDF angeht zum Beispiel eindeutig, dass die weibliche Figur a) weder ein Love Interest noch b) eine Konkurrenz für einen oder alle drei Detektive sein sollte. Ja, das schränkt es vielleicht ein, aber MANNO habe ich die Nase voll von solchen Figuren bzw. Versuchen bei DDF. Vor allem, wenn sie sonst absolut nichts ausmacht, mit dem man irgendwas anfangen kann. Ach ja, das pure, eiskalte, manipulative Böse als "moralisch gerechtfertigte" Figur, weil DDF sich irgendwie "schuldig" machen, brauchen wir auch nicht mehr (you know who you are).
Aber ganz allgemein: Es ist immer gut, wenn eine Figur so wirkt, als käme sie aus der Geschichte selbst und wäre nicht als Platzhalter in sie hineingestiefelt (worden). Bestes Beispiel anhand fast derselben Charaktere: die Freundinnen. Kelly in Automafia? Passt als Peters Freundin hervorragend hinein, ermittelt mit, bedroht die Gangster sogar mit deren eigenem Schießeisen (und mutiert dabei NICHT zu Rambos Tochter. Man weiß genau, heutzutage ginge das nicht ohne irgendeinen sarkastischen Spruch ab, der aber wieder die Glaubwürdigkeit der Geschichte untergraben würde). Kelly in Computerviren? Oh Mann ey, ich will Tennis spielen! Mir doch egal, ob grad alles den Bach runtergeht! Entweder wir spielen jetzt TENNIS, weil ich bin eine nervige FREUNDIN, oder hier is gleich ACHTERBAHN!
Mal zu anderen Serien:
George bei den Fünf Freunden ist richtig gut. Sie ist manchmal bockig, manchmal nett, ermittelt selbt und mit anderen zusammen, hat mal recht, mal unrecht. Aber das wichtigste: Es ergibt alles Sinn, weil sie als Figur genau so handelt, wie eine solche Person handeln würde; sie ist in der erzählten Welt stimmig und nicht aufgepfropft, um irgendetwas "auszusagen". Nirgendwo steht: Alle Mädchen müssen jetzt wie Jungs sein wollen oder kein Mädchen darf wie ein Junge sein wollen; es ist einfach so und gut. Manchen geht George auf die Nerven (vor allem mit Timmy), andere sehen sie als Vorbild. Und warum auch nicht beides? Sie ist ein komplexer, funktionierender Charakter, und das ist toll
Anne wiederum ist genauso, auf ihre Art; nur würde man sie heute "schelten", weil sie so "traditionell" ist. Dabei vergisst man wiederum, neben der Entstehungszeit, dass sie eine Figur in einer Serie ist und kein repräsentativer Platzhalter für irgdenwelche politischen Ansichten. Und Anne ist ja auch nicht nur die Brave, ab und zu wächst sie ja durchaus über sich hinaus.
Zu Gaby nur soviel: Da steckt weit mehr dahinter, als "Oh Mann, ich darf abends nie mit!" An und für sich ist Gaby aber tatsächlich nicht der komplexeste Charakter. Vielleicht ist "Locke" da etwas besser aufgestellt? Auf jeden Fall sollte man TKKG mal ordentlich durchhören, bevor man anhand von ein, zwei Folgen Urteile fällt.
Also, vielleicht unterm Strich zusammengefasst: Weibliche Charaktere sollten nichts Besonderes sein, sondern genauso behandelt werden, wie alle anderen Figuren auch. Dann steht der Sache nichts im Wege, imho.
Und sollte es bei Serien mit Interessensschwerpunkten von Jungs oder von Mädchen auch entsprechende Darstellungen und Verteilungen geben... wahrscheinlich würde die Erde sich trotzdem weiterdrehen
