Holla die Waldfee, hier meine Rezension
Der Klappentext bereitet den Leser schon auf das vor, was kommen wird; ansonsten könnte man das Vorwort auch einfach als spannende Einführung lesen. Es wird dort nämlich ein persönlicher Bezug zu den drei ??? hergestellt, und man merkt, der Autor kennt die Serie wirklich; sagen wir zum Beispiel: besser als so manche Leute TKKG kennen, die schon journalistische Artikel darüber verfasst haben. So weit, so gut. Aber es ergibt sich bereits ein Bild darüber, dass hier stark interpretiert werden wird, wahrscheinlich äußerst subjektiv. Nun denn, warum nicht, auch das kann ja unterhaltsam sein.
Um vor der Besprechung von Details einzelner Kapitel (jeweils zu den Arthur-Bänden) ein Vor-Fazit zu ziehen: Das Ganze liest sich für mich ein bisschen wie Erich von Däniken. So ziemlich in alles wird irgendetwas hineininterpretiert, ob es nun zusammenpasst oder nicht; es werden ein paar Grundthesen in den Raum geworfen und viele Andeutungen gemacht, so dass der Leser sich selbst "seinen Teil dabei denken soll". Nunja, ich habe tatsächlich in meiner Teenie-Zeit ein paar Däniken-Bücher gelesen und fand sie unterhaltsam.. Ob ich davon etwas GEGLAUBT habe, ist eine andere Frage. Aber zumindest: Bis zu einem gewissen Punkt liest sich das ungebremste Fabulieren des Autors durchaus kurzweilig.
Aber nun zu den Kapiteln und danach zum abschließenden Fazit. Da dieses die weiteren Inhalte einbezieht, muss es etwas anders ausfallen, als das vorherige.
Scheinbar wahllos werden verschiedene Details der Bücher herausgesucht (z.B. Hitchcock und seine blonde Sekretärin, Jens' Nachname), dann werden Zusammenhänge und Hintergründe konstruiert, aber am Ende des Kapitels fehlt der rote Faden. Das zieht sich durch alle Kapitel. Am Schluss werden die Fäden allerdings "zusammengeführt" (dann, wenn man schon längst vergessen hat, dass die einzelnen Aspekte an sich teils Gemeinplätze und teils völliger Mumpitz sind).
Also wie läuft das ab? Es ist eine gewisse Sachkenntnis bzgl. der Bücher vorhanden und es gibt teils bekannte, teils "harmlose" Fakten über DDF. Zum Beispiel, dass Bob für Arthurs Sohn stehen könnte. Ja, stimmt. Und mein Lieblings-"normaler"-Fakt: Dass Liz Logan Arthurs Tochter repräsentieren könnte. Durchaus vorstellbar.
Auf der anderen Seite wird das vermischt mit den wildesten Anspielungen auf das Kennedy Attentat, auf die Terroranschläge vom 11 September 2001, auf amerikanischen Imperialismus (okay, wenn es nur DAS wäre, hätte man es noch halbwegs schlucken können), Geheimdienste und Verschwörungen und so weiter und so fort. Und das alles soll in Arthurs Büchern "versteckt" gewesen sein. Da hat mich das Buch dann vollkommen verloren. Nun, ich zähle ein paar Beispiele auf und überlasse den Lesern meiner Rezension, es für sich selbst zu beurteilen.
Fangen wir harmlos an: Die Sittiche im Gespensterschloss gemahnen an Hitchcocks Vögel. Klar, warum nicht. Dann soll Terril aber für Hitchcock selbst stehen. Hm, mögliche Parallelen, okay. Allerdings wird der wahre Mann mit den 1000 Gesichtern, Lon Chaney der Stummfilmstar, komplett ausgeblendet. Ist das nun so wichtig, er könnte ja von beiden beeinflusst sein? Nun, für MICH nicht so wichtig, aber für das BUCH hier, denn diese Hitchcock-Theorie ist von zentraler Bedeutung, fällt für mich aber schon dort auseinander aufgrund der Nicht-Eindeutigkeit.
Aber, worum nun das ganze Brimborium? Tja... Arthur soll unzählige Anspielungen auf das Kennedy-Attentat gemacht haben, die Zahl drei kommt oft vor und es waren ja auch drei Schützen bei Kennedy, die Geldbeträge aus dem Superpapagei zusammengerechnet ergeben die Modellnummer des Attentats-Gewehres, Arthur schrieb die Bände 1-9 und 11, also 9/11, er schrieb ab dem Papagei noch 8 Bücher bis zu seinem Tod und es waren ja auch 8 Papageien, alles hat irgendwie Bezüge zu Deutschland (oder anderen Ländern) und das ist dann ein politischer Hinweis, Leonore Puschert hat die silberne Spinne umgeschrieben, weil sie Besuch von der CIA hatte und hat den Handlungsort dann nach Texas verlegt, wegen dem Kennedy-Attentat... und mein Lieblingssatz: "Was machen die USA überall auf der Welt? Sie agawamen."
Yo. Volltreffer, versenkt. (Also so wie Alfred Hitchcock, der mit seinem nicht gedrehten Film irgendwie die Titanic mitversenkt hat... oder so
)
Verzeihung, zurück zur Ernsthaftigkeit.
Natürlich hat jeder das gleiche Recht, subjektiv alles in literarische Texte hineinzuinterpretieren. Und natürlich heißt das nicht, dass irgendjemand dann damit richtig liegt. Ich persönlich habe den roten Faden hier nicht finden können. Von Ockham's Razor fangen wir gar nicht erst an. Und auch als nicht-Mathematiker ist mir klar, dass a mit Eigenschaft 1 und b mit Eigenschaft 1 nicht a = b bedeutet. (Wenn es regnet, ist die Straße nass; wenn der Hund pinkelt, ist die Straße auch nass; Hunde und Straßen haben also eine mysteriöse Verbindung, zumal es auch Straßen gibt, die den Vornamen Oskar tragen, welcher ja bei TKKG ein Hund ist...)
Verzeihung, mein schalkhaftes Naturell kommt wieder durch. Aber diese selbstironische (oder gar satirische?) Ader scheint dem Autoren auch nicht ganz fremd zu sein, jedenfalls nimmt er sich gelegentlich selbst auf die Schippe bzw. zieht seine eigenen Thesen gerechtfertigterweise in Zweifel. Mein Lieblingsabschnitt ist eindeutig dieser hier:
"Klingt alles recht dahergeholt. Die Hälfte von dem, werte Leser, was ich hier schreibe, mag ja interessant sein - andererseits, und aber und aber! Ein intelligenter Mensch wie Sie liest besser etwas mit Substanz!"
Er hätte lediglich etwas besser platziert werden sollen, nämlich ganz am Ende des Buches
Empfehlen kann ich das Buch nur, wenn man Spaß an Verschwörungstheorien hat und wenn einem diese Verbindung mit DDF bisher im Leben gefehlt hat. Oder wenn man sich einfach mal durch kräftiges Fabulieren unterhalten lassen möchte. Insofern ist es immerhin nicht allzu schlecht geschrieben.
Man sollte es nur auf keinen Fall mit einem wissenschaftlichen Werk verwechseln. Es gibt ab und zu mal Quellenangaben, viele davon zu Wikipedia-Artikeln oder zu RBC-Interviews, aber hier wird hauptsächlich spekuliert und die große Verschwörung wird angedeutet. Doch: Selbst diese könnte man etwas schlüssiger darstellen, wenn es sie wirklich gäbe, oder?
Am Ende war Robert Arthur vielleicht doch nur ein Schriftsteller, der über Hollywood geschrieben hat, weil er in Hollywood und mit Hitchcock gearbeitet hat, der bestimmten Themen und Versatzstücke bevorzugt verwendete, wie jeder andere Autor auch, der vielleicht sogar persönliche Ansichten hatte und diese hier und da durchschienen, wie bei jedem anderen Autoren auch und der dann einfach gute Bücher geschrieben hat, ohne die ganze Welt versteckt vor etwas zu warnen, was sowieso jeder offenkundig sehen kann und konnte und ohne in die Zukunft sehen zu können um in seinem zweiten Buch bereits seinen Tod nach Buch Nummer 10 vorauszusagen, damit... ja, wozu eigentlich?
Auf jeden Fall dürfte jetzt jeder wissen, ob das Buch etwas für ihn oder sie ist und der Autor möge mir meine Offenheit nicht allzu krumm nehmen