Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

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Jamie Allison
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Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

Beitrag von Jamie Allison »

Meddl Loide,

Ich kam durch das gemeinsame Hören der "Silbermine" letztens ins Grübeln. Es gibt in den bekannten Serien hin und wieder mal Folgen, in denen eine Person einen Verdacht äußert und auf diesem beharrt, ihr aber nicht geglaubt oder sie zumindest dafür belächelt wird. Hinterher stellt sich heraus, dass sie von Anfang an recht hatte.

- "Die singende Schlange" und "Die Silbermine" (DDF 25 und 26): Allie hat die Intuition, dass mit Asmodi was nicht stimmt, und obwohl sogar Hausmädchen Marie kündigt, wird sie für verrückt gehalten. Im Falle Wesley Thurgood glaubt ihr ebenfalls niemand, und hinterher hat sie ihn ebenfalls durchschaut.
- "Die Nacht des Überfalls" (TKKG 35): Klößchen liest das Buch "Die rasende Hängematte" und erfährt daraus von einem Fall, den er als möglicherweise zutreffend ansieht, aber nicht ausführen kann, da ihn niemand zu Wort kommen lässt. Hinterher muss er mitten in der Nacht Tarzan wachmachen und den Fall schildern, damit das Verbrechen in der Folge überhaupt aufgeklärt werden kann.
- "Unternehmen Grüne Hölle" (TKKG 45): Elisa von Jaburg ist entgeistert vom neuen Freund ihrer Mutter. Hier ist der Fall etwas anders, da TKKG ihn auch gleich nicht leiden können, doch letztendlich stellt sich Friedhelm "Herr Armleuchter" tatsächlich als Täter heraus.
- "... auf neuen Abenteuern" (5F 21): Herr Roland kommt über die Ferien als Hauslehrer ins Felsenhaus. Alle finden ihn auf Anhieb sympathisch, lediglich George entwickelt, nachdem sie erfährt, dass Herr Roland keine Hunde leiden kann, direkt eine Abneigung gegen ihn. Später stellt sich heraus, dass er tatsächlich was auf dem Kerbholz hat.

Dies sind nur Beispiele für Folgen, in denen der Anfangsverdacht am Ende wahr wird. Es ist praktisch das exakte Gegenteil des gerade von DDF bekannten Tropos', in dem sich ein anfangs Verdächtiger als unschuldig, oder zumindest nicht als Bösi McEvil herausstellt.

Wie seht ihr das? Nimmt es für euch Spannung heraus oder enttäuscht euch am Ende gar? Oder seht ihr das als Abwechslung? Oder ist es euch völlig hupe? Fallen euch weitere Beispiele ein, oder sind das eher Einzelfälle? Oder habt ihr darüber eh noch nie nachgedacht? Rausgehauen darf werden. ;-)
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Perry Clifton
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Re: Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

Beitrag von Perry Clifton »

Ich finde sowas sehr gut und fiebere dann mit dem Charakter mit, ob sich der Verdacht erhärtet. Wenn der Person dann niemand glaubt, kann das nochmal zusätzlich Spannung erzeugen.

Wenn man als Hörer der Person selbst NICHT glaubt und sie dann recht hat, könnte das allerdings theoretisch nerven :-D

Ich überlege gerade, ob mir da noch weitere Beispiele einfallen, die guten stehen ja schon oben.

Dabei fällt mir ein, dass es bei Paul Pepper, ganz besonders in den Büchern, oft so ist, dass der Verdächtige gleich zu Anfang klar ist und dass er es dann tatsächlich meist auch war. Und trotzdem nimmt das nicht die Spannung raus. Das fand ich ziemlich einzigartig.

Hm, bei TKKG ist der Anfangsverdacht auch oft wahr, vor allem, wenn man in einem ungepflegten Haus wohnt und mit Namen Kalle Klauweg oder Hermann Nepper heißt ...III...
Zuletzt geändert von Perry Clifton am Mo 20. Mai 2024, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

Beitrag von Stielke »

Also, wenn ich diese Verdachtsmomente einfach mal auftrenne in: Die von einem (oder mehreren) Hörspielcharakteren geäußerten und meine eigenen:

Wenn im Hörspiel jemand einen Verdacht hat, nehme ich das zur Kenntnis, höre jedoch auf mein eigenes Gefühl. Wenn die Zeit und die Nerven ausreichen, versuche ich mir ein Bild zu machen, wieso die jeweilige Person in diesem Hörspiel diese Sichtweise hat, wie sie zustande gekommen ist und ob etwas dran sein könnte. Ich habe aber auch immer im Hinterkopf, dass alles eine Geschichte ist und der Autor sich vermutlich auch etwas dabei gedacht hat. Vielleicht soll es nur eine falsche Fährte sein? Vielleicht ist die Geschichte aber auch einfach "einfach" gestrickt und das ist schon die Lösung?

Was meine eigene Vermutung angeht, verhält es sich fast ähnlich. Ich habe meine eigenen Schlussfolgerungen, die sich im Laufe des Hörspiels (Hörbuch, Buch, Film, eigentlich egal) aufbauen. Diese können sich im Verlauf aber auch noch ändern. Ich finde, dass man da vor allem bei Serien mit der Zeit auch ein gutes Gespür entwickelt. Man kennt mit der Zeit den Stil, in dem etwas zusammengesponnen wird. Zum Beispiel die Fernsehserie Columbo... Hier weiß man die Lösung kommt gleich am Anfang. Aber auch in anderen Serien / Autoren hat man mit der Zeit ein Gefühl wie der Autor "strickt".

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn sich vor allem mein Anfangsverdacht am Ende als völlig falsch herausstellt, wenn es gut gemacht ist. Damit meine ich nicht, wenn ich bis fast zum Ende keine Ahnung habe, wer nun eindeutig schuldig oder unschuldig ist, sondern eher das Gegenteil. Also, wenn ich persönlich schon ein gewisses Bild vor Augen habe, aber alles am Ende tatsächlich auf glaubhafte Art und Weise ganz anders kommt. Das ist aber eher (komplex gestrickt) selten der Fall aber meiner Meinung nach für einen Autor auch sehr schwer. Da muss man sich schon im Vorfeld sehr klare Gedanken machen und eine Geschichte praktisch ab den ersten Minuten entsprechend aufbauen. Das sollte man aber nicht falsch verstehen: Ich weiß, dass eine Geschichte am Ende ganz anders kommen kann, als man gedacht hat. Jedoch sollte das (wenn) auf einem glaubhaften Weg geschehen. Andernfalls greift man sich an den Kopf, weil die Lösung unglaubwürdig ist und die eigenen Verdachtsmomente auf eine billige und plumpe Art und Weise à la "der Autor kann ja machen, was er will" zerstört wurden.
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Re: Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

Beitrag von Perry Clifton »

Das ist ein guter Punkt. Besonders als Kind ist man ja eher komplett in der Geschichte drin und sieht alles nur aus diesem Blickwinkel heraus. Später kommen dann Überlegungen hinzu, was der Autor da gerade veranstaltet, wo er falsche und richtige Fährten streut usw.

Da muss man als Hörer/Leser eine Balance finden. Und auch als Podcaster zum Beispiel ;-)
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Re: Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

Beitrag von Stielke »

Ja gut, wenn jetzt noch Kinder ins Spiel kommen ... Da muss man auf jeden Fall trennen, da hast du recht. Kinder machen sich da ganz andere Gedanken als Erwachsene. Ich habe die Hörspiele (Bücher, Filme, ...) damals einfach genommen, wie sie sind, und abgewartet, was passiert. Das mache ich heute eigentlich nur noch, wenn ich den Satz anfange mit den Worten "Ähh ... Schatz ...?" - nur dass ich damals dabei wesentlich entspannter war und weniger in Deckung gegangen bin als heute. Ich glaube, dass ich deswegen heute auch manche Serie mit anderen Augen sehe (höre ...) als damals (damals "hui" heute "pfui"). Das Leben und die Erfahrungen prägen einen. Allerdings glaube ich, wie schon erwähnt, dass diese Verdachtsmomente eine der größten Herausforderungen für Autoren sind. Daher stelle ich es mir sehr schwer vor, aus einer guten Idee wirklich ein gutes Buch (letztlich vielleicht ein Hörspiel) zu machen. Man kann nicht einfach drauf losschreiben, das wird in der Regel nichts. Man müsste dann immer wieder alle paar Seiten vorher, teilweise vielleicht sogar ganz am Anfang, etwas ändern und dabei sicherstellen, dass die Dinge zwischen dieser Änderung und der Stelle, an der man gerade ist, noch schlüssig sind und man trotzdem noch irgendwann zu einem Ende kommt. Aber gut, ich glaube, das jetzt zu vertiefen, sprengt den Rahmen dieses Beitrags bzw. geht zu weit an der Grundfrage vorbei.
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Re: Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

Beitrag von Perry Clifton »

Stielke hat geschrieben: Mo 20. Mai 2024, 11:30Ich habe die Hörspiele (Bücher, Filme, ...) damals einfach genommen, wie sie sind, und abgewartet, was passiert.
Japp, habe ich früher auch. Heute mache ich das mittlerweile wieder, aber "bewusst". Das Analysieren verschiebe ich dann auf später :-)
Stielke hat geschrieben: Mo 20. Mai 2024, 11:30Das mache ich heute eigentlich nur noch, wenn ich den Satz anfange mit den Worten "Ähh ... Schatz ...?" - nur dass ich damals dabei wesentlich entspannter war und weniger in Deckung gegangen bin als heute.
...III...
Stielke hat geschrieben: Mo 20. Mai 2024, 11:30Allerdings glaube ich, wie schon erwähnt, dass diese Verdachtsmomente eine der größten Herausforderungen für Autoren sind.
Das auf jeden Fall. Man sollte sich gut überlegen, ob Detektivgeschichten wirklich das sind, was man schreiben will ;-)
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Mr. Murphy
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Re: Anfängliche Verdachtsmomente in unserer Hörspielwelt

Beitrag von Mr. Murphy »

Ich habe den Eindruck, dass die beschriebene Situation in den entsprechenden Hörspiel-Klassiker-Serien mit 100+ Folgen eher selten vorkommt.

Kann es sein, dass im Eröffnungsposting bereits alle Fälle genannt worden sind? :-D
Ich habe vorhin einen alten Bekannten gesehen! Der Potter geht jetzt barfuß und im weißen Gewand ein neues Smartphone kaufen!

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