Mehr eine Art Buch-Hörspiel-Vergleich, aus dem irgendwie eine ganze Rezension wurde ...
Als absoluten Glücksgriff von Carey würde ich das Buch gewiss nicht betrachten, da fallen mir jede Menge bessere ein. Es funktioniert als Milieustudie wunderbar, aber nicht unbedingt als klassisches drei-???-Buch. Gut herausgearbeitet wird hier die Strandpromenade als heile Welt, die sich aber sofort als Fassade entpuppt, biegt man einmal um die Ecke, wo sich allerlei heruntergekommenes Volk tummelt. Und ausgerechnet hier verschwindet ein fünfjähriges Kind, dessen Hund tot in einer Mülltonne aufgefunden wird, was für eine Mutter natürlich der blanke Horror ist. Diese Geschichte, zusammen mit dem Geheimnis um Mermaid Court, sorgt für eine morbide Tristesse, die sich durch das komplette Buch zieht. Der Fassade der Ocean Front kann man beim Bröckeln förmlich zugucken.
Im Unterschied dazu hat das Hörspiel eine Leichtigkeit, wie sie für diese Ära typisch ist. Regina wirkt besorgt, aber nicht annähernd so angeschlagen wie im Buch, und die drei ??? nehmen es auch eher leicht ("Ach, Ted taucht schon wieder auf. Aber wir helfen gerne beim Suchen! Alles klar? Dann tingeln wir mal los, Kollegen! Dup-di-dup-di-du!"). Und während schon der geneigte Hörer erahnt, dass Clark Burton wohl einiges an Lack gesoffen hat, so schenkt er sich im Buch noch einmal ordentlich nach. Burton schwindelt sich auf Grundlage von Szenen aus Filmen, in denen er mitgespielt hat, seine eigene Biographie zusammen, und das nicht einmal konsequent. Sobald er hört, wie in einem Film ein Kind aus New York ausbüxt und unter einem Pier lebt, lässt er alles stehen und liegen und brettert zum Santa Monica Pier, nur um dort einen Obdachlosen aufzuschrecken und sich fast mit ihm anzulegen. Er glaubt, mit vier Geiseln in einem Heißluftballon zu flüchten, brächte ihm eine reelle Chance aus der Nummer rauszukommen. Und er versenkt die Nixe im Meer, anstatt sie im normalen Hausmüll zu entsorgen - wo dann stattdessen Tiny landet. Lediglich letzterer Punkt hat es auch ins Hörspiel geschafft, ansonsten muss man das Buch lesen, um festzustellen, dass nichts an seiner Denk- und Handlungsweise in irgendeiner Form auf rationalen Grundlagen beruht.
Das Hörspiel hat seine komplett eigene, wesentlich leichtere Atmosphäre, in der alten Auflage getragen von der Musik, allen voran "In the Middle of the Night". Es gibt die Fraktion, die das Lied liebt, und es gibt die, die es hasst; ich zähle mich zur ersteren Fraktion. (Nebenbei stelle ich mir gerade vor, wie ein junger Hörer, der vor allem mit den neuen Folgen aufwächst, zum ersten Mal den "heimlichen Hehler" in der alten Fassung hört und sich fragt, wo Skinny bleibt.

) Allgemein steht mehr die Ocean Front und Mermaid Court im Fokus, wobei es die Szene mit Mooch auf dem Parkplatz des Supermarktes ja ebenfalls ins Hörspiel geschafft hat - allerdings wird auch da eher der Humor der drei ??? betont. Die Atmosphäre der Strandpromenade wird hervorragend transportiert.
Halten wir also fest: Das Buch ist eine herrliche Milieustudie, hätte mich aber im Zielgruppenalter vermutlich eher gelangweilt, zumal einige Passagen einfach zäh wie Leder sind. Das Hörspiel ist jetzt auch nicht gerade das spannendste der Reihe, besticht aber durch Atmosphäre. Als drei-???-Folge finde ich das Hörspiel klar besser.
Ein Vergleich, der sich mir beim Lesen aufdrängte (Anm. Die Rezension ist von 2021, müsste mal abgleichen, ob ich das heute noch so sehe): Die TKKG-Folge "Das leere Grab im Moor". Auch hier wird viel mit dem Tode gespielt und angedeutet, und auch hier ist in der Handlung nicht gerade die High Society der Millionenstadt unterwegs. Die Düsternis, die sich durch diesen Stoff zwangsweise ergibt, wird aber durch Atmosphäre, Leichtigkeit und serientypischen Humor aufgefangen und gelockert. Ähnlich sehe ich das beim "heimlichen Hehler" als Hörspiel, verglichen mit der Vorlage, auf der es basiert.