September 2021: "Der schrullige Millionär" - Das Gurkenodyssee-Special.
Gut, so fürchterlich war der Schmöker dann auch wieder nicht, aber er erreichte definitiv nicht das Niveau der Frühklassiker. Ich habe hier das Gefühl, das Buch enthält mehr dead ends als das eine oder andere Find-Your-Fate-Buch ... jedenfalls gehen die Ermittlungen mehrfach in die völlig falsche Richtung, sodass das hier einfach wie Füllmaterial wirkt. Hatte die Aktion mit Justus' Übernachtung im Warenhaus (Perry Clifton hätte ihn rechtzeitig entdeckt! Change my mind.

) eigentlich auch diesen Zweck, oder war es der Versuch einer besonderes kreativen Lösung, um ihn für eine Nacht außer Gefecht zu setzen? Dann die Geistergeschichte mit den Schritten auf dem Dachboden, mit der weitere Lücken anscheinend durch einen letzten Versuch der Rückbesinnung auf die Anfänge gefüllt werden sollten - was immerhin nicht völlig misslang, so darf Peter mit Marilyn bei gemütlichem Kaminfeuer Trivial Pursuit spielen und ... was auch immer da hinterher abging.

(Und am Ende war's ein Siebenschläfer ... immerhin, mein vorheriger Tipp war entweder Marder oder Waschbär, da lag ich dann ja nicht sooo weit daneben.)
Man erfährt, dass Pilcher einen krankhaften Sammeltick hat und sich von nichts trennen kann, was den Originaltitel "Cranky Collector" erklärt. Wie ich schon erwartet hatte, wird das Passwort "JOKER" im Buch nachvollziehbar hergeleitet, nicht wie im Hörspiel von Justus aus seinem Allerwertesten gezogen. Auch darüber, wie Pilcher welche Daten über wen führt, erfahren wir mehr Details. Dafür piept es bei Rays Tipperei nicht nur im Hörspiel! So eine Kommandozeile hatte früher wohl mehr Kommunikationsbedarf ... wenn das mal nicht bei einigen Leuten ein Klingeln im Ohr verursacht hat ...

Die Szene ein paar Momente später, in der Marilyn weint, weil sie merkt, dass es an dieser Stelle absolut keinen Sinn mehr hat, ihren Vater irgendwem gegenüber verteidigen zu wollen, hätte ich mir auch im Hörspiel gewünscht. Zu Sogamoso darf der geneigte Leser mal wieder Bob beim Recherchieren beobachten, was im Falle dieses Buches zwar auch wie ein Lückenfüller anmutet, sich aber sehr angenehm liest.
Marilyn hat am Ende also Angst, ihr Vater könnte auf sie charakterlich abfärben ... bis zu dem Zeitpunkt hatte ich eigentlich den Eindruck, als sei das Kind schon lange in den Brunnen gefallen ...
Natürlich darf es zum Abschluss auch mal wieder kräftig beben, so richtig schön Narbengesicht-Style. Ob einige Leser das aus heutiger Perspektive als Sinnbild für das Erbeben und Erschüttern der T3I-Originalserie als Ganzes sehen ...?
Ein minimales Detail, das mir auffiel: In der Schlussbesprechung findet die Filiale der Bank of America in Rocky Beach Erwähnung, die später bei Sonnleitner noch mehrmals eine Rolle spielen sollte ("Panik im Park", "Das rätselhafte Erbe").
Insgesamt bin ich doch wieder einmal positiv überrascht, wie gut Francis das Buch verskriptet hat. Aus der stellenweise eher zähen Aneinanderreihung von falschen Spuren wurde im Hörspiel eine recht stringent erzählte Geschichte, der im Grunde eigentlich kaum etwas fehlt. Der "schrullige Millionär" ist beileibe kein schlechtes Buch, aber eines, das einerseits mit Frühklassiker-Versatzstücken zu punkten versucht, und sich andererseits vieles vorwerfen lassen muss, wofür die heutigen Autoren schon öfter ordentlich Schelte kassiert haben.