Das Review hat sich zu einer Art Lesetagebuch entwickelt:
Die drei Fragezeichen und die Comic Diebe. "Oh Mann, wird das ein Gemetzel."

(So denkt sich Perry, als er - Achtung - noch nicht einmal die ERSTE SEITE zu Ende gelesen hat). Der ölverschmierte, schwitzende KFZ-Mechaniker-Justus; okay. Titus mit Waschbärmütze auf'm Laster, lässig am Einparken; in Ordnung. Aber: Patrick und Kenneth sind mit dabei. Und sie üben mit Hula-Hoop-Reifen. Patrick und Kenneth... üben mit... hnnng... soviele falsche Bilder im Kopf. Ich kann nicht mehr

Auf zu den Abenteuern von Seite 2... Ein ölverschmierter Peter wälzt sich auf einem Rollbrett unterm Auto hervor... ("sein rötlichbraunes Haar war eingeölt...") *Rrrrr* Ich kann den DDF-Kalender für Mädels förmlich sehen. Achtung Kosmos, Marktlücke. Seite 3... Bob tritt auf. Der "große, blonde Dritte". What!? Sorry, ich habe gerade wieder dieses falsche Kopfkino. Wie die da alle auf dem Schrottplatz rumturnen und sich verschwitzt und öltriefend räkeln... dazu noch die passende Musik... Übertreibe ich? Nun, kurz darauf schnuppert Bob an Peter herum und fragt ihn, ob er ein neues "Wetgel" ausprobiert hat. Leute... alle Jeffrey-Fans bitte hier zuschlagen, das Buch lohnt sich für euch

Ja, und zum Ende von Kapitel 1 flexen die drei alle nochmal mit ihren Muskeln. Kann man sich nicht ausdenken. Wenn das so weitergeht...
Woah, das zweite Kapitel ist echt gut. Tolle Atmosphäre auf der InterComiCon. Da funktioniert die Geschichte erstmals richtig gut und das Lesen macht Spaß. Die positiven Seiten der Crimebusters mit schönem USA-Feeling würde ich mal sagen. Und es lässt sich auch ein lohnender Vergleich herausholen: Justus geht total auf das blonde Stellara Stargirl ab und hat für nichts anderes mehr Augen oder Gedanken. Kurzzeitige Verblödung halt

Soweit durchaus mit der Brittany-Episode zu vergleichen. Dann aber: "Justus schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Madman Dan zu. Sein Geschäftssinn war wie sonst auch hellwach." Genauso muss man das schreiben, wenn man auch nur halbwegs glaubhaft mit Justus' Charakter arbeiten will.
Und es geht spannend weiter. Die Handlung deckt sich weitgehend mit der des Hörspiels. Dann kommt die Balkonsprung-Szene. Der Sarkasmus und die Gefühllosigkeit von Justus im Hörspiel gegenüber Peter finden im Buch nicht statt. Der Sprung beträgt auch nur eineinhalb Meter, das würde sogar ich schaffen

Natürlich fliegt Peter dann doch die zehn Meter runter... Bemerkenswert an dem Buch ist, dass der allgemeine Ton sich verschoben hat und das ganze etwas härter geworden ist und es auch einige gepfefferte Sprüche gibt. Funktioniert soweit aber durchaus. Natürlich würde sich mal ein Vergleich mit dem englischen Originalbuch lohnen, aber mir reicht die deutsche Version soweit aus.
Weiter geht's. Bob flirtet stilecht durch die Gegend (da musste Andreas Fröhlich also nicht viel hinzudichten). Justus macht Sojasprossen-Diät und es gibt Weiteres an Bemerkungen und z.B. auch sog. "fat-shaming" im Text. Crimebuster-Sachen halt. Da man sowas heute nicht mehr machen "dürfte", ist es schon fast wieder erfrischend zu lesen

Um auf den vorherigen Punkt zurückzukommen: Justus ist bei Rainey Fields' Anblick erneut im göttlichen Garten von Nektar und Ambrosia, kalkuliert aber gleich darauf ebenfalls, dass das hübsche Mädel eventuell als Ablenkung vor dem Diebstahl der Comics durch die Gegend geschwebt sein könnte, weil das ja ein alter Trick sei. Nimm das, du falsche Justus-Karikatur, die angeblich ein ganzes Buch lang auf Brittany hereingefallen sein soll

Es gibt auch einige leicht erweiterte Szenen und als Zwischenfazit muss ich überraschenderweise sagen, dass sich das Buch bisher mit Ausnahme des Anfangs verdammt gut liest.
Nun das Interview mit Rainey. Justus ist hin und weg, das kennen wir ja schon. Die Szene liest sich allerdings recht süß; leider steht die Gute wohl eher auf den (Zitat: "gutaussehenden") Bob. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass die Stelle im Buch anders rüberkommt als im Hörspiel. In letzterem klingt es ein bisschen, als sei Rainey ein dummes Blondchen und Justus so durch, dass er nur noch Unsinn redet; dabei war der Spruch mit dem interstellaren Interview ein absichtlicher Scherz, den Rainey auch als solchen versteht. Justus, du alte Flirt-Maschine
Jetzt findet eine Kampfszene mit einem nächtlichen Eindringling statt und wir sind wieder fest im Crimebusters-Territorium. Ganz plötzlich sind einem die Figuren wieder so fremd und wirken so falsch wie am Anfang. Karate, Judo und Action wie aus einem Comic (insofern schon fast wieder thematisch passend

). Bei TKKG passt es wenigstens noch organisch in die erzählte Welt hinein, aber hier wirkt es so, als wäre man kurzzeitig im falschen Film gelandet und zwar wörtlich. Später dann Steve Tresh: "Ich polier' dir die Fresse!" Ahem
Holla, nun wird's storytechnisch interessant für diejenigen, die bis jetzt nur das Hörspiel kannten. Dan DeMento hat eine größere Rolle und kommt nicht mehr ganz so symathisch rüber wie im Hörspiel. Er versucht, Rainey gewaltsam zu entführen. Justus mutiert erneut zum Actionhelden, rettet sie und schmeißt Dan ein bisschen durch die Gegend. Als Dank dafür fährt Rainey nun auf Bob ab, der ebenfalls dabei ist, und der arme Justus hat das Nachsehen. Weiber.

Oh, nein, Kommando zurück! Rainey bedankt sich später bei Justus und geht sogar mit ihm essen!
Oh, nein, Kommando zurück! Rainey will beim Essen die ganze Zeit nur über Bob reden! Weiber.
Zuletzt nochmal eine Gewalt-Szene. Ich kann mich an DDF mit Baseballschlägern einfach nicht gewöhnen. Ende. Dann gibt es noch eine Cobra 11-mäßige Autoverfolgungsjagd. Prinzipiell habe ich nichts dagegen, aber hier wirkt es ebenfalls nur überzeichnet. Und dann ist der Fall gelöst.
Rainey geht nun ein Licht auf, dass Justus ja doch was draufhat. Sollte sich da...?
Oh, nein, Kommando zurück! Rainey wohnt 2000 Meilen weit weg und ist nur noch kurz da. Von Fernbeziehungen will sie auch nix wissen. *seufz*
Das Buch hat Spaß gemacht, die Story ist an sich ziemlich gut und hier auch etwas klarer als im Hörspiel. Wenn der Anfang und die Kloppereien nicht wären, könnte es glatt als Späklassiker durchgehen. Hat sich auf jeden Fall gelohnt, das Buch zu lesen
Note: Pustekuchen
