Buch Bewertung: ??? Crime - Victor Hugenay ermittelt: Mord unter Palmen
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Buch Bewertung: ??? Crime - Victor Hugenay ermittelt: Mord unter Palmen
Rocky Beach Crimes: Jetzt werden die beliebtesten Nebenfiguren selbst zu Detektiven. Ein Wohlfühlkrimi mit Charme und einer extra Portion Lokalkolorit aus Rocky Beach.
Der legendäre Kunstdieb Victor Hugenay kehrt zurück nach Rocky Beach. Er hat es auf „Die Dame in Blau“ abgesehen. Doch in der Villa des kürzlich verstorbenen Harald Hastings wird Hugenay von den Erben fälschlicherweise für einen Privatdetektiv gehalten. Der Fall hat es in sich und Hugenay muss beweisen, dass er nicht nur ein gerissener Dieb, sondern auch ein Gentleman mit Köpfchen ist.
Cover: Claudia Castiglione / Guter Punkt, München - unter Verwendung von Motiven von iStock / Getty Images Plus
Autor: Evelyn Boyd
Verlag: Kosmos
Veröffentlichungsdatum: 2023
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Re: Buch Bewertung: ??? Crime - Victor Hugenay ermittelt: Mord unter Palmen
Meine Rezension mit möglichen SPOILERN:
Let's hear it for Evelyn Boyd!
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und war das beste DDF-bezogene Leseerlebnis seit langem für mich. Es gab NICHTS, was ich an dem Buch schlecht fand. Perfekt war es natürlich auch nicht und es gibt ein bisschen konstruktive Kritik. Aber das Lesen hat insgesamt wirklich Spaß gemacht. Es war spannend, innovativ und nie langweilig. Und Evelyn Boyd zieht spielend an einigen Autoren der Hauptserie vorbei.
Also, um was handelt es sich hier?
Ja, es ist ein Cosy Krimi.
Ja, es stirbt wirklich jemand.
Nein, der Schreibstil ist nicht kindlich.
Nein, man entfernt sich hier nicht von der Hauptserie; im Gegenteil.
Worum geht es? Victor Hugenay gibt sich als Privatdetektiv aus, um in einem Haus ein wertvolles Ölgemälde stehlen zu können. Der Hausbesitzer ist kurz zuvor gestorben (direkt im Prolog zwar, aber nicht grausam beschrieben oder so). Das Ganze resultiert in einem klassischen Whodunnit mit allen Tatverdächtigen in einem Haus, gelegentlichen Ausflügen nach Rocky Beach und einem klassischen Showdown, in dem der Detektiv den Fall vor versammelter Runde aufklärt. An und für sich nichts Besonderes, wenn auch solide gemacht. Aber: Der Detektiv ist Victor Hugenay!
Die Geschichte wird aus seinem Blickwinkel erzählt und das allein macht sie schon sehr spannend. Wir haben hier keinen lieben und netten Helden, sondern einen Gauner. Um welchen Hugenay handelt es sich aber? Nun, ich wäre wunschlos glücklich gewesen, hätte es sich hier um den Hugenay aus den Klassikern gehandelt, den schelmischen Kunstdieb und Gentleman-Einbrecher. Wir haben hier aber, wie durch die Bezüge zu einigen Fällen erkennbar, den brandaktuellen Hugenay vor uns, der die Marx-Fälle auf dem Kerbholz hat. Aber andererseits ist er es auch wieder nicht...
Kurz gesagt, die Hugenay-Perspektive macht den Fall so interessant und lesenswert. Mal ist er relativ kalt und zynisch (ohne, dass es so sehr überspitzt wird, wie bei Marx), mal ist er der Gentleman-Gauner der Klassiker, mal ist er der französische Verführer. Wirklich höchst interessant. Sogar die Justus/Brittany-Nummer wird erwähnt, ohne dass es mich nervt. Das muss man erstmal hinkriegen! Wir haben hier auch viele moralische Grauzonen, die ganz anders als gewohnt, NICHT zu Provokationen in Richtung der Leser zugespitzt werden. Und es ist trotzdem kein Kinderbuch.
Rein technisch gesehen wird hier der personale Erzähler verwendet, im Gegensatz zu den regulären DDF-Büchern, wo normalerweise der auktoriale verwendet wird. Das liest sich erfrischend und Evelyn Boyd kann das auch. Am Schreibstil selbst lässt sich bei den Büchern keine "Kindlichkeit" feststellen, das hat eher mit einem anderen Aspekt zu tun.
Kommen wir vorher noch zu den Bezügen zur Hauptserie und dem ersten Kritikpunkt: Es gibt viele Anspielungen auf DDF-Fälle. SEHR viele, um nicht zu sagen ZU viele. Mir persönlich hätte Hugenay als Verbindung zur Hauptserie komplett gereicht, aber es gibt hier wirklich alles von der Erwähnung alter Fälle und Objekte über direkte Zitate bis hin zu Gastauftritten vieler Figuren. Inklusive Justus, Bob und Peter, Skinny Norris, Tante Mathilda, Inspektor Cotta und Anwalt Dwiggins.
Es kommen auch viele Orte in Rocky Beach vor, was wiederum meistens gut funktioniert und für Atmosphäre sorgt. Hugenay treibt sich sogar auf dem Schrottplatz herum...
Meine Kritik ist hier, dass die Verbindung zur Hauptserie sehr viel loser hätte ausfallen dürfen; noch mehr Unabhängigkeit hätte das Buch sicher noch besser gemacht. Das spielt auch in den zweiten Kritikpunkt mit hinein.
Die Handlung ist wie gesagt eine klassische Detektivstory á la Agatha Christie. Und es geht gleichzeitig um einen Bilderdiebstahl und auch ein Monster in einem Kostüm kommt vor. Klingt alles bekannt und langweilig? Nun, die Detektivstory wird wie gesagt durch die Besetzung mit Hugenay interessant. Und Boyd beweist hier, dass die klassischen Themen Bilderdiebstahl und kostümiertes Monster eben NICHT ausgelutscht sind, sondern dass sie ganz wunderbar funktionieren, wenn man sie nur ansprechend schreibt!
Und keine Angst, die beiden genannten Sachen sind nicht der Hauptaspekt des Falls und es wird dadurch nicht zuviel verraten. Es geht tatsächlich eher um die interessanten Figuren und deren Hintergründe.
Der zweite Kritikpunkt besteht nun aber darin, dass durch das Monster (in diesem Fall innovativerweise ein Strigoi) tatsächlich wieder etwas der Kindlichkeit der Hauptserie mit hier hineinspielt, was nicht hätte sein müssen. Ohne dieses wäre das Buch noch erwachsener und wohl noch besser geworden. Aber es ist andersherum auch wieder so gut gemacht, dass es trotzdem besser funktioniert als die meisten kostümierten 08/15-Monster aus aktuellen DDF-Büchern.
Wir haben hier einen flüssig lesbaren, erwachsenen Krimi, der durch die zahlreichen DDF-Bezüge manchmal etwas kindgerechter wirkt, als er ist. Aber es ist ein Erwachsenenbuch und zwar ein gelungenes. Und wäre es ein DDF-Fall, dann wäre es eine gelungene Neuversion des Settings im Ameisenmenschen oder der Suche im weinenden Sarg. Aber mit einer Qualität, die man heute meist vergeblich sucht.
Das Buch hat auch Hugenay als Figur für mich wieder wesentlich zugänglicher gemacht.
Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn Evelyn Boyd für die Hauptserie schreiben würde.
Neue Reihe, neues Glück, eigener Bezugsmaßstab: Hier gibt es eine 1
Let's hear it for Evelyn Boyd!
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und war das beste DDF-bezogene Leseerlebnis seit langem für mich. Es gab NICHTS, was ich an dem Buch schlecht fand. Perfekt war es natürlich auch nicht und es gibt ein bisschen konstruktive Kritik. Aber das Lesen hat insgesamt wirklich Spaß gemacht. Es war spannend, innovativ und nie langweilig. Und Evelyn Boyd zieht spielend an einigen Autoren der Hauptserie vorbei.
Also, um was handelt es sich hier?
Ja, es ist ein Cosy Krimi.
Ja, es stirbt wirklich jemand.
Nein, der Schreibstil ist nicht kindlich.
Nein, man entfernt sich hier nicht von der Hauptserie; im Gegenteil.
Worum geht es? Victor Hugenay gibt sich als Privatdetektiv aus, um in einem Haus ein wertvolles Ölgemälde stehlen zu können. Der Hausbesitzer ist kurz zuvor gestorben (direkt im Prolog zwar, aber nicht grausam beschrieben oder so). Das Ganze resultiert in einem klassischen Whodunnit mit allen Tatverdächtigen in einem Haus, gelegentlichen Ausflügen nach Rocky Beach und einem klassischen Showdown, in dem der Detektiv den Fall vor versammelter Runde aufklärt. An und für sich nichts Besonderes, wenn auch solide gemacht. Aber: Der Detektiv ist Victor Hugenay!
Die Geschichte wird aus seinem Blickwinkel erzählt und das allein macht sie schon sehr spannend. Wir haben hier keinen lieben und netten Helden, sondern einen Gauner. Um welchen Hugenay handelt es sich aber? Nun, ich wäre wunschlos glücklich gewesen, hätte es sich hier um den Hugenay aus den Klassikern gehandelt, den schelmischen Kunstdieb und Gentleman-Einbrecher. Wir haben hier aber, wie durch die Bezüge zu einigen Fällen erkennbar, den brandaktuellen Hugenay vor uns, der die Marx-Fälle auf dem Kerbholz hat. Aber andererseits ist er es auch wieder nicht...
Kurz gesagt, die Hugenay-Perspektive macht den Fall so interessant und lesenswert. Mal ist er relativ kalt und zynisch (ohne, dass es so sehr überspitzt wird, wie bei Marx), mal ist er der Gentleman-Gauner der Klassiker, mal ist er der französische Verführer. Wirklich höchst interessant. Sogar die Justus/Brittany-Nummer wird erwähnt, ohne dass es mich nervt. Das muss man erstmal hinkriegen! Wir haben hier auch viele moralische Grauzonen, die ganz anders als gewohnt, NICHT zu Provokationen in Richtung der Leser zugespitzt werden. Und es ist trotzdem kein Kinderbuch.
Rein technisch gesehen wird hier der personale Erzähler verwendet, im Gegensatz zu den regulären DDF-Büchern, wo normalerweise der auktoriale verwendet wird. Das liest sich erfrischend und Evelyn Boyd kann das auch. Am Schreibstil selbst lässt sich bei den Büchern keine "Kindlichkeit" feststellen, das hat eher mit einem anderen Aspekt zu tun.
Kommen wir vorher noch zu den Bezügen zur Hauptserie und dem ersten Kritikpunkt: Es gibt viele Anspielungen auf DDF-Fälle. SEHR viele, um nicht zu sagen ZU viele. Mir persönlich hätte Hugenay als Verbindung zur Hauptserie komplett gereicht, aber es gibt hier wirklich alles von der Erwähnung alter Fälle und Objekte über direkte Zitate bis hin zu Gastauftritten vieler Figuren. Inklusive Justus, Bob und Peter, Skinny Norris, Tante Mathilda, Inspektor Cotta und Anwalt Dwiggins.
Es kommen auch viele Orte in Rocky Beach vor, was wiederum meistens gut funktioniert und für Atmosphäre sorgt. Hugenay treibt sich sogar auf dem Schrottplatz herum...
Meine Kritik ist hier, dass die Verbindung zur Hauptserie sehr viel loser hätte ausfallen dürfen; noch mehr Unabhängigkeit hätte das Buch sicher noch besser gemacht. Das spielt auch in den zweiten Kritikpunkt mit hinein.
Die Handlung ist wie gesagt eine klassische Detektivstory á la Agatha Christie. Und es geht gleichzeitig um einen Bilderdiebstahl und auch ein Monster in einem Kostüm kommt vor. Klingt alles bekannt und langweilig? Nun, die Detektivstory wird wie gesagt durch die Besetzung mit Hugenay interessant. Und Boyd beweist hier, dass die klassischen Themen Bilderdiebstahl und kostümiertes Monster eben NICHT ausgelutscht sind, sondern dass sie ganz wunderbar funktionieren, wenn man sie nur ansprechend schreibt!
Und keine Angst, die beiden genannten Sachen sind nicht der Hauptaspekt des Falls und es wird dadurch nicht zuviel verraten. Es geht tatsächlich eher um die interessanten Figuren und deren Hintergründe.
Der zweite Kritikpunkt besteht nun aber darin, dass durch das Monster (in diesem Fall innovativerweise ein Strigoi) tatsächlich wieder etwas der Kindlichkeit der Hauptserie mit hier hineinspielt, was nicht hätte sein müssen. Ohne dieses wäre das Buch noch erwachsener und wohl noch besser geworden. Aber es ist andersherum auch wieder so gut gemacht, dass es trotzdem besser funktioniert als die meisten kostümierten 08/15-Monster aus aktuellen DDF-Büchern.
Wir haben hier einen flüssig lesbaren, erwachsenen Krimi, der durch die zahlreichen DDF-Bezüge manchmal etwas kindgerechter wirkt, als er ist. Aber es ist ein Erwachsenenbuch und zwar ein gelungenes. Und wäre es ein DDF-Fall, dann wäre es eine gelungene Neuversion des Settings im Ameisenmenschen oder der Suche im weinenden Sarg. Aber mit einer Qualität, die man heute meist vergeblich sucht.
Das Buch hat auch Hugenay als Figur für mich wieder wesentlich zugänglicher gemacht.
Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn Evelyn Boyd für die Hauptserie schreiben würde.
Neue Reihe, neues Glück, eigener Bezugsmaßstab: Hier gibt es eine 1