Sooo, jetzt habe ich das Buch endlich gelesen
Rezension mit möglichen SPOILERN:
Der vierte Rocky-Beach-Crimes-Band von Kari Erlhoff ist ein interessanter Fall, in jeglicher Hinsicht. Unterm Strich im oberen Feld zu verorten, und mit einigen Aspekten, die ihn höher oder tiefer ziehen KÖNNTEN.
Der Fall an sich ist echt cool; wir haben hier quasi eine Mischung aus dem Aztekenschwert, der Silbermine und dem lachenden Schatten. Beste Voraussetzungen also, und die Geschichte funktioniert auch noch und liest sich spannend und kurzweilig. Frau Erlhoff, was geht da ab?
Ich muss aber selbst bzgl. dieses Aspektes etwas (Kleines) anmerken: Bei den Crimes geht es ja eigentlich eher um Lokalkrimis mit Wohlfühlatmo und auch mal mit Mord à la Agatha Christie usw. Dies hier ist aber ein DDF-Fall. Und zwar so richtig. Um es mal so auszudrücken: Wenn der in der regulären Reihe veröffentlicht worden wäre, hätte ich jubelschreiend die Rückkehr der Klassiker zelebriert
Darum die Frage: Warum ist sowas nur als Skinny-Norris-Fall außerhalb der eigentlichen Reihe möglich? Aber wie gesagt, das Buch liest sich auch hier toll und gefiel mir gut.
Kurzzusammenfassung: Skinny Norris und Lys de Kerk suchen nach Yan de Kerk, der auf der Spur eines Schatzes verschollen ist. (Und es ist kein Spoiler, wenn ich sage, dass es sich diesmal nicht um Fruchtgummi handelt

)
Seting und Atmo sind gut, der Fall nicht zu einfach und nicht zu kompliziert und es gibt nirgendwo eine große Enttäuschung für den Leser. Also kann die Gesamtbewertung nur positiv ausfallen.
Allerdings gibt es auch wieder Kritikpunkte. Diese trüben letztlich nicht den Gesamteindruck, auch wenn sie in der Aufzählung eventuell zahlreich aussehen; aber das liegt hauptsächlich an meinen detailbezogenen Notizen, die ich mir beim Lesen mache.
Also: Kari Erlhoff bleibt sich natürlich treu und baut weiterhin VIELE Anspielungen ein. Diejenigen, welche sich auf andere Fälle oder Orte innerhalb der Reihe beziehen, ist man ja bereits von allen anderen RB-Crimes-Bänden gewohnt und das läuft mittlerweile so durch. Dann gibt es aber auch die Meta-Anspielungen für die Fans, und das stört mich allein schon bei der Immersion; von deren konkreten Inhalt ganz zu schweigen. Beipiele:
Zweimal wird darauf angespielt, Skinny verhielte sich wie ein Chauffeur bzw. redete mit englischem Akzent. --> Doppelrolle, Andreas von der Meden. Naja, kann man machen...
Dann erinnerte ich mich an meine Erwähnung ihrer Western-Anspielungen im letzten Band. Hier nun DREIMAL die gleiche erneut: Eine Handvoll Dollar auf Seite 52, 53 und 190. Das Buch hat mich angegriffen!
Es gab allerdings auch zwei Anspielungen, die ich ganz okay bzw. sogar gut fand: 1. EIne auf den aktuellen DDF-Film. Und 2. wird hier Lys de Kerk als Justus' Ex von Skinny mit Pretty Peggy (und Mary Sue) angeredet
Keine Ahnung, ob Kari die Fan-Theorie mit den "wahren" Freundinnen der drei bekannt ist, aber ich fand es ganz cool
Bzgl. der Charaktere wird es etwas kritischer: Lys de Kerk kommt nicht besonders sympathisch rüber. Wenn auch nicht in extremer Weise, wie man es von anderen Autoren bei manchen Nebenfiguren ja kennt. Und vielleicht bin ich da auch ein bisschen befangen: Ich mochte Lys auch nie besonders. Mir kam sie immer ein bisschen zu perfekt (für Justus) vor und ging mir daher ein bisschen auf den Senkel. Deshalb bin ich da wohl bei Skinnys kritischer Sichtweise

Ihren Karate-Akt zum Schluss fand ich allerdings wirklich unpassend. War in den Crimebusters allgemein schon nichts, wird auch hier nicht besser.
Und Skinny. Der Hauptcharakter. Hm... Es machte durchaus Spaß, mal ein Buch aus Skinnys Sicht zu lesen. Zwischenzeitlich fand ich ihn aber ein bisschen zu schablonenhaft. Quasi eine Mischung aus sarkastischen Sprüchen und Opferhaltung und sonst nichts. Das war am Anfang am deutlichsten, ging dann aber später etwas zurück. Die Sache mit dem Engelchen und dem Teufelchen...oder sein Vergleich mit Wile E. Coyote... etwas platt. Allerdings machte er dann doch eine gewisse Entwicklung durch und die allerletzte Szene mit DDF hat mir dann tatsächlich sogar gut gefallen.
Zwischenzeitlich setzt er sich dann mal in die Nesseln bzgl. Begriffen wie "Indianer" oder der "Diskriminierung" durch einen Begriff wie "Blinder mit Krückstock" und wird dann von Lys gerügt. Ich spekuliere jetzt mal nicht über vorhandene oder nicht vorhandene Ironie.
Um dann mal gleich selbst im Bereich Diskriminierung weiterzumachen:
Es gibt Sheriff Payne. Dolores Payne. Eine Frau. Da darf ich jetzt nix zu sagen, weil dann wäre ich ja sofort nicht mehr politisch korrekt genug
Nein, ich habe nichts dagegen, dass "der Sheriff" auch mal eine Frau sein darf. Allerdings wurde vorher etwas darauf herumgeritten, wer denn "Dolores Payne" sei, wo doch "der Sheriff" kommen sollte. Zeigefinger. Und bei ihrem Auftritt konnte man die verspiegelte Sonnenbrille, den gekauten Kaugummi und die Knarre am Schritt direkt sehen

(The name's PAYNE. DOLORES PAYNE.)
Nicht falsch verstehen, da wird nicht groß provoziert und man kann über die Stelle problemlos hinweglesen. Hatte nur ein bisschen 'nen dicken Auftrag, imho.
Der Name Höllrigl war recht interessant und es werden auch viele bekannte Charaktere kurz eingebaut, zum Beispiel Beefy Tremayne und Professor Meeker.
Wenn ich von einer 2 ausginge, hätte der klassische Fall problemlos zu einer 2 plus geführt. Die Charakterisierungen waren dann teilweise eher 2 minus. Also insgesamt eine 2
Ein weiteres gutes Buch der Rocky Beach Crimes, voller Abenteuer, Schatzsuche und Lokalkolorit
