Buch Bewertung: ??? - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Bewertungen für die ??? Bücher (Sonderbände). Hier könnte ihr den ??? Büchern eine Note vergeben und eure Meinung dazu schreiben.

Eure Meinung zu diesem Buch (Schulnote)

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Zentrale (Admin)
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Buch Bewertung: ??? - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Beitrag von Zentrale (Admin) »

Buch - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Unheimlich! Schon lange ist es her, dass ein Zugunglück in Santa Carmela geschah. Zwei Züge stießen damals zusammen und viele Passagiere starben. Angeblich hören die Bewohner noch immer die Schreie der Opfer und das Quietschen der Bremsen. Die drei ??? treffen in Santa Carmela Zugführer Norwood. Und bald wird bei ihm eingebrochen! Die Leute im Dorf glauben dem alten Mann nicht. Die Detektive nehmen sich des Falls an und stoßen auf einen gemeinen Plan. Können sie Norwoods Unschuld beweisen? Ein unheimliches Abenteuer von M.V. Carey, übersetzt von Anja Herre, in der Nostalgie-Edition.

Cover: Andreas Ruch
Autor: M. V. Carey (Anja Herre)
Verlag: Kosmos
Veröffentlichungsdatum: 18. 03. 2024
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Perry Clifton
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Re: Buch Bewertung: ??? - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Beitrag von Perry Clifton »

So, ich habe es gerade gelesen. In meiner Rezension wird es evtl. SPOILER geben.

Okay, das war seltsam. Zunächst kann ich ganz allgemein sagen, dass das Buch als Geschichte ganz okay ist und sich ordentlich liest. Die Handlung wirkt zwischendurch etwas zerfahren, besonders im letzten Drittel. Aber es hat viele Rückbezüge auf eine vergangene Zeit der Serie und liest sich durchaus unterhaltsam, mit einem insgesamt funktionierenden Fall. Es hat also eine überdurchschnittliche Bewertung verdient. Das Setting ist nett, die Charaktere von Justus, Bob und Peter sind gut getroffen und angenehm dargestellt.

Aber ich glaube nicht, dass Carey das Buch so geschrieben hat.

Ich möchte hier niemandem irgendetwas unterstellen. Die Fakten, so wie sie vermittelt werden, sind ja: Das Manuskript wurde in Careys Nachlass nun doch gefunden. Es soll angeblich 1987 fertiggestellt worden sein. Es soll sehr dicht am Originaltext gehalten sein. Anja Herre hat sich sprachlich laut eigener Aussage an Leonore Puscherts Stil orientiert.

(Kurzer Exkurs: Im letzten Kapitel wohnt Hitchcock plötzlich in Hitfields Haus und hat den gleichen vietnamesischen Diener. Ja, das ist verdammt seltsam; vielleicht hätte man hier im Deutschen bei Hitfield bleiben sollen? Jedenfalls habe ich persönlich ihn als Hitfield gelesen.)

So. Mein subjektiver Eindruck ist hier nun, dass da einiges nicht zusammenpasst. Ich mag damit vollkommen falsch liegen, aber genau so kam es mir beim Lesen vor und so gebe ich es in meiner Rezension dann auch wieder.

Sprachlich fand ich es nicht besonders nahe an Puscherts Stil. Allein schon aufgrund vieler moderner Ausdrücke und zahlreicher Fälle von Umgangssprache in den Dialogen, wie man sie eher heute kennt. Nun gut, das kann natürlich einfach der Stil der Übersetzerin sein. Ist auch weiter kein großes Problem.

Nun soll der Fall ja 1987 fertig geworden sein. Das wäre im Jahr vom Millionär. Und dann wäre diese Geschichte ein exorbitanter Stilbruch für Carey. Ja, das Thema erinnert eher an die Frühklassiker und Carey könnte sich nach dem Millionär durchaus an jenen orientiert haben. Soweit denkbar. Allerdings ist der gesamte Anfangsteil sehr kindgerecht geschrieben und auch inhaltlich relativ seicht. Fast ein bisschen, wie ein Drei-???-Kids-Fall. Keineswegs schlecht, aber ganz ganz anders als der charakterfokussierte Stil, den man von Carey allgemein kannte, und im Kontext ihrer späteren Fälle in jeder Hinsicht aus dem Rahmen fallend.

Gut, könnte es also sein, dass der Fall einfach etwas früher entstanden ist? Sagen wir, so in der Zeit um das Narbengesicht herum? Man denkt ja wegen Hitfield und dem Diener daran. Auch hier wäre die Geschichte anspruchstechnisch sehr "reduziert", für Careys Verhältnisse. Wenn man außerdem sieht, mit welchen Themen sie sich zu der Zeit so beschäftigte, geradezu undenkbar, höchstens als fehlgeschlagenes Experiment. Terroristen und Sekten im Narbengesicht, Birkensteens Tod und Narkosegift im Höhlenmenschen, der tote Hund in der Mülltonne und ein verschwundener Junge im Hehler... und hier ein Banküberfall in Powder Gulch II? Nein. Das passt nicht.

Wenn ich ehrlich bin, wirkt es sogar wie das Buch einer Carey, die sich zehn Jahre vor ihrem Erstling flammende Spur an der Serie probiert hat. Aber das kann natürlich nicht sein. Und ich wiederhole, das Buch ist durchaus ganz okay. Ich messe es nur an Careys sonstigem Können.

Wie kann es also dazu kommen? In dem Buch sind durchaus Elemente vorhanden, die an Carey denken lassen. Aber auch vieles, dass sich liest, als sei es heute geschrieben worden. Wie gesagt, es mag mein ganz subjektiver Eindruck sein, aber ich würde hier eher vermuten, dass es eine Handlngszusammenfassung bzw. ein Exposé gab sowie vielleicht einige ausgearbeitete Stellen, die dann nachträglich zu einer Geschichte ausgeschrieben wurden. Ich kann mir zum Beispiel einfach nicht vorstellen, dass Carey ihr Steckenpferd der gelungenen Charakterisierungen hier so vernachlässigt haben sollte, selbst wenn sie etwas Klassischeres für jüngere Leser schreiben wollte. Die Anlagen sind da, aber sie wurden nicht ausgearbeitet, wie sonst bei ihr üblich. Woran mag das liegen? Im selben Jahr wie beim Millionär?

Eine Stelle, die mich besonders stutzig gemacht hat: Im Buch auf Seite 105 nennt Justus den falschen Namen Titus Henderson, weil der Name Jonas in der Gegend so selten sei, dass er erfunden klänge. Gut, der Name Jonas vielleicht. Aber der Name JONES? (Jupiter Jones?) Mal kurz drüber nachdenken, ob Carey das wohl so geschrieben hat...

Ein ambivalenter Frauencharakter, diese Schablone passt durchaus in Careys Stil. Quasi so, als hätte sie den Charakter kurz skizziert und sonst nichts. Dass dieser dann von biestig auf hilflos umschaltet, passt dann natürlich auch. Aber würde so eine Figur in einem Buch von 1987 zu einem großen starken Mann sagen: "Ich mach dich fertig!" (S.125). Die Rede ist auch nicht davon, WIE sie das denn machen will. (Es wird auch kein Kampfsport oder etwas in der Art erwähnt). Klingt für mich in dieser Selbstverständlichkeit nach einem sehr modernen Gedanken und nicht nach einer Idee von 1987 oder gar früher...

Also ich weiß es wirklich nicht. Ich kann es nur so beschreiben, wie es für mich rüberkommt. Das Buch ist okay und manches passt sehr schön zum alten Stil. Zum Beispiel Peters Darstellung. Aber die Geschichte wurde entweder von Carey nur grob skizziert und dann von jemand anderem ausgearbeitet... oder Carey hat, trotz evtl. gewolltem Stilwechsel, einen Gutteil ihres Handwerks kurzzeitig verlernt. Naja, oder das unfertige Exposé wurde aufgrund thematischer Diskrepanzen abgelehnt und eigentlich gar nicht erst richtig umgesetzt, bis heute. Es fühlt sich jedenfalls nur in Spurenelementen wie ein Carey-Buch an und teilweise überhaupt nicht.

Wie auch immer es allerdings in die jetzige Form gekommen ist, man kann es durchaus lesen und genießen. Ich würde hier eine 3 plus geben. Selbst unter Bemessung nur am eigenen Potenzial hätte hier einiges noch etwas besser ausgefeilt werden können. Es lohnt sich aber als Lektüre durchaus und hält gut mit den gelungensten aktuellen Büchern der Reihe mit.
tomson
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Re: Buch Bewertung: ??? - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Beitrag von tomson »

Ich fand die Geschichte eher so mittel. Mit 16 € auch etwas teurer. Die Schriftgröße finde ich im Vergleich zu den älteren Büchern eher etwas großzügig. Na ja, insgesamt einfach um die Sonderbände zu komplettieren.
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Mr. Murphy
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Re: Buch Bewertung: ??? - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Beitrag von Mr. Murphy »

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ein interessanter Kriminalfall, der immer wieder spannend wird. Die Geschichte ist auch stets kurzweilig. Allerdings ist die Story etwas anders, als das was der Leser von ihr gewohnt ist. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass sie sie so Ende der 80'er Jahre geschrieben hat. Möglicherweise hatte M. V. Carey die Story viel früher geschrieben.

Die Anmerkungen von Perry finde ich überwiegend sehr bemerkenswert.

Note 2
Ich habe vorhin einen alten Bekannten gesehen! Der Potter geht jetzt barfuß und im weißen Gewand ein neues Smartphone kaufen!
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Perry Clifton
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Re: Buch Bewertung: ??? - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Beitrag von Perry Clifton »

Kein Like hier möglich, also manuell: :::daumenhoch:::

:-D
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Stielke
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Re: Buch Bewertung: ??? - Und der schreiende Zug (verschollenes Manuskript)

Beitrag von Stielke »

Wir haben ja auch den Beitrag "Diskussion übern schreienden Zug" hier: viewtopic.php?t=726
Da hat Stielke :::TT::: ja schon bemerkt das die Fahrradhelme irgendwie so nach 2024 klingen ...
... BildBildBild ...
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